Politiker vorgestellt: Sabine Anemüller

Mein Name ist Sabine Anemüller, ich bin 51 Jahre alt und gebürtig aus Oberhausen. Nach meinem Schulabschluss und einer kaufmännischen Ausbildung habe ich ein Studium der Betriebs- und Volkswirtschaft in Duisburg absolviert und meine ersten Berufsjahre als Controllerin bei einem internationalen Unternehmen in Essen verbracht. Über ehrenamtliche und sozialarbeiterische Tätigkeiten bin ich zur Stadtverwaltung Duisburg gewechselt, wo ich im wesentlichen in den Bereichen Jugend und Bildung, aber auch in den Bereichen Finanzen und Verwaltungsmodernisierung als Abteilungsleiterin seit über 20 Jahren tätig bin und über eine hohe Verwaltungserfahrung und -kompetenz verfüge.

Ich habe zunächst in Duisburg gelebt, war dort verheiratet und habe zwei Töchter bekommen (die heute 16 und 20 Jahre alt sind), mein Mann verstarb vor über zehn Jahren, ich war eine Weile alleinerziehend und bin dann der Liebe wegen vor acht Jahren mit meinen Töchtern nach Viersen gezogen in das neue Wohnbaugebiet Robend hinter dem Viersener Bahnhof. Ich fühlte mich hier in Viersen schon nach kürzester Zeit sehr heimisch, im Wesentlichen natürlich durch die Menschen, die hier leben. Meine politische Heimat war und ist die SPD und ich habe mich hier in Viersen (als meine Töchter dann älter wurden) immer mehr aktiv in das politische Geschehen eingebracht. Angefangen habe ich zunächst als sachkundige Bürgerin, dann wurde ich Ratsfrau, Mitglied im Wirtschaftsförderungs- und Haupt- und Finanzausschuss und nach der letzten Kommunalwahl Vorsitzende des Gesundheits- und Sozialausschusses und zweite stellvertretende Bürgermeisterin.

Weiterhin bin ich in das Stiftungskuratorium des Allgemeinen Krankenhauses Viersens und in den Regionalrat der Sparkasse Krefeld-Viersen berufen worden sowie als Vorsitzende in den Beirat der Agnes-van-Brakel-Stiftung. Ich engagiere mich als Vorstandsmitglied im Jugendzentrum Hubert-Vootz-Haus, beim Kinderschutzbund, beim Arbeitskreis der sozialdemokratischen Frauen und in vielen anderen lokalen Vereinen wie dem Heimatverein und beim Karneval und den Schützen.

Zu den konkreten Fragen:

Was reizt Sie an der Aufgabe, Bürgermeisterin von Viersen zu werden und was hat für sie absolute Priorität, wenn Sie es werden?

Der gestalterische Aspekt dieses Amtes ist für mich sehr reizvoll. Und dann die Herausforderung, Politik und Verwaltung im Konsens dazu zu bringen, lösungsorientiert zum Wohle der Stadt und der Menschen zu wirken. Priorität hat für mich, eine Bürgermeisterin für alle Menschen in Viersen zu sein, Bürgernähe zu praktizieren und trotzdem ein politischer Mensch zu sein. Das Einbinden von Menschen – und dabei meine ich Bürgerinnen und Bürger, Politik und Verwaltung – und das Erzielen parteiübergreifender Lösungen, die unsere Stadt lebens- und liebenswert erhalten und gestalten, sind mein Ziel und mein Wollen.
(Meine Priorität findet sich unter der letzten Frage – ist m.E. mit dieser Frage hier identisch)

Was genau verbindet Sie mit Viersen?

Ich bin zwar nicht hier geboren, die Liebe hat mich vor etwa acht Jahren nach hier geführt, aber ich habe mich dann bewusst und sehr schnell für den Wohnort Viersen entschieden, da ich mich hier sofort heimisch und wohl gefühlt habe. Und nicht nur, weil ich die Stadt – und im Übrigen alle vier Stadtteile – sehr mag und weil sich hier eine gelungene Mischung findet aus Brauchtum, Sport und Kultur und vielen anderen Möglichkeiten der Freizeitgestaltung. Sondern auch, weil es hier Menschen gibt, die vieles auf die Beine stellen. Ehrenamt hat in Viersen eine hohe Bedeutung. So sind es gerade die Menschen hier, die für mich ein Heimatgefühl erzeugen Mir liegt der niederrheinische Menschenschlag und die offene und kommunikative Art, denen ich in allen vier Stadtteilen begegne. Ob auf Dölker oder Vierscher Platt, in Soetelscher Mundart oder Bossemer Dialekt – in den einzelnen Stadtteilen und Vierteln wird viel Wert gelegt auf die jeweilige Herkunft, pflegt sie und geht damit identitätsstiftend um.

Was macht Viersen für Sie besonders? Welche Potentiale sehen Sie?

Ich möchte auf ein großes Potential in Viersen an dieser Stelle eingehen: auf den gesunden Branchenmix bei unseren mittelständischen Unternehmen. Diesen gilt es, weiter auszubauen und zu stärken mit der Unterstützung einer agilen kommunalen Wirtschaftsförderung. Die Anbindung der z.T. international tätigen Unternehmen und das Stiften einer lokalen Identität sind für unsere kommunale Landschaft wichtig und notwendig. Auch hier ist mir Partnerschaft auf Augenhöhe zwischen Wirtschaft, Verwaltung und Politik ein wichtiges Anliegen.
Ein weiteres Potential ist der in Viersen mittlerweile zu verzeichnende leichte Bevölkerungszuwachs, im Wesentlichen bedingt durch Zuzüge von Familien von außerhalb. Hier hat das Programm, stadtnahe und attraktive, aber auch preisgünstige Wohngebiete zu erschließen, Früchte getragen. Aber auch die Lebensqualität in Viersen, die landschaftlich höchst reizvolle Umgebung und natürlich auch die Nähe zu den benachbarten Großstädten tragen dazu bei, dass unsere Stadt als Zuzugsgebiet als attraktiv wahrgenommen wird.   

Welche Vorteile sehen Sie darin, dass Sie Kandidatin einer Partei sind?

Da es sich bei der Bürgermeisterwahl in erster Linie um eine Personenwahl handelt, spielt die Partei eher eine untergeordnete Rolle. Auch wenn ich mich als politische Person zu meiner Partei – der SPD – durchaus bekenne, bin ich als Bürgermeisterin auch für die Bürgerinnen und Bürger in Viersen wählbar, die aus persönlichen Gründen der SPD nicht nahe stehen. Zudem ist es ja so, dass die Politik einer Kommune im Wesentlichen durch die parlamentarischen Gremien bestimmt wird, d.h. durch die politische Zusammensetzung des Rats der Stadt Viersen, der durch die Bürgerinnen und Bürger gewählt wird. Die Aufgabe eines Bürgermeisters besteht daher darin, nicht nur die Verwaltungsgeschicke zu lenken und hier auch einen gestalterischen Spielraum auszuschöpfen, sondern vor allem auch mit allen Parteien im Gespräch zu sein, um die Stadt Viersen gemeinsam nach vorne zu bringen.

Überschuldung ist auch bei den Kommunen in aller Munde und Sparen ist gefragt. Wo setzen Sie den Rotstift an und was ist unantastbar?

Die Pflichtaufgaben einer Kommune sind dem Grunde nach kaum diskutabel, sondern höchstens in ihrer Dimension. Deshalb sind Einsparungen in der Regel nur bei den sogenannten freiwilligen Leistungen möglich. Gerade das aber sind die Leistungen, die die Stadt für die Bürgerinnen und Bürger lebens- und liebenswert macht. Von daher würde ich zunächst alles dafür tun, die Qualität dieser Bereiche wie Sport, Kultur, Bildung, Soziales, Jugend aufrechtzuerhalten und gegebenenfalls nach Bedarf sogar auszubauen. Mögliche Einsparungen sehe ich in Synergien, in dem Aufgaben, die vom Kreis und der Stadt oder den Städten innerhalb unseres Kreises oder auch von anderen benachbarten Städten ähnlich oder gleichartig durchgeführt werden, zusammengefasst werden. Ein Beispiel könnte die Wirtschaftsförderung sein, aber da gibt es durchaus noch weitere Möglichkeiten, die ich gemeinsam mit den Betreffenden ausloten würde.

Wo und wie fühlen Sie sich den Bürgern am nächsten?

Ich habe durch meine seit Februar alle zwei Wochen stattfindenden Bürgerdialoge ausreichend Gelegenheit gehabt, mit Bürgerinnen und Bürgern explizit ins Gespräch zu kommen. Lockere Gesprächsrunden eignen sich daher für meinen Geschmack sehr gut, um Ideen, Anregungen, aber auch Klagen und Nöte der Menschen aufzunehmen und sich diesen anzunehmen. Als Bürgermeisterin würde ich von daher Sprechstunden dieser Art beibehalten bzw. dezentrale Möglichkeiten anbieten, wo die Menschen sich ohne großen bürokratischen und organisatorischen Aufwand hinwenden können.
Darüberhinaus sind lokale Feste, Stadtteiltreffs, Bürgerinformationsveranstaltungen und vieles mehr gute Möglichkeiten, um auf einer informellen Art mit Bürgern ins Gespräch zu kommen und Stimmungen und Ansichten der Menschen mitzubekommen. Das ist für mich Bürgernähe! 

Was gefällt Ihnen zur Zeit gar nicht und wie werden Sie es ändern?

Ich möchte gerne die Familienfreundlichkeit unserer Stadt stärker betonen, akzentuieren und weiter ausbauen. Ich sehe großen Bedarf bei der Kinderbetreuung, bei den Kleinen, aber auch bei den Schulkindern. Hier fehlt mir zudem die Versorgung mit Mittagessen im Ganztagsbereich. Weiter meine ich, dass Schule nicht nur Landesaufgabe ist, auch wir als Stadt sollten uns nicht nur auf die originären Schulträgeraufgaben konzentrieren, sondern auch Gestaltungsfreiräume nutzen in Richtung ganzheitliches Lernen, wobei mir dabei immer die Sprachförderung am wichtigsten ist. Gerade in der heutigen Zeit, wo wir viele Nationalitäten aufnehmen, ist Integration durch Sprache unabdingbar. Dabei erhoffe ich mir zudem eine künftige stärkere Bundesförderung für die Flüchtlinge im Allgemeinen und für spezielle Integrations-Angebote im Besonderen, um die Finanzierung von Ideen wie Sprachförderung zu realisieren.
Weiterhin möchte ich im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten – und damit schließe ich zudem auch privates Sponsoring ein –,  Freizeitangebote für junge Leute ausbauen, wo nach meinen Rückmeldungen ein hoher Bedarf entstanden ist.

Und ganz wichtig: Ich will für gesunde Innenstadtteile sorgen und sie stabilisieren mit individuellen Konzepten. Hier möchte mich vor allem zunächst für Dülken einsetzen, da hier der größte Bedarf besteht in den Bereichen Einzelhandel, Leerstandsquote, Geschäftsräume und Bürgerhaus.

Foto: Stefan Völker

(mw)

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