Politiker vorgestellt: Dr. Paul Schrömbges

Ich bin 1953 in Kaldenkirchen geboren und aufgewachsen. Im Grunde habe ich alle wichtigen Impulse meines Lebens von dort mitgenommen: das Interesse an Bildung, Geschichtlichem im Besonderen, die persönliche Bindung an die katholische Kirche in diversen Ehrenämtern bis heute, die ‚Liebe zum Sport‘ im TSV, dessen Vorsitzender ich immer noch bin, die freiwillige Übernahme von gesellschaftlicher und politischer Verantwortung von Jugend an. In der Jugendarbeit in Kaldenkirchen habe ich auch meine Frau – eine Viersenerin – kennen und lieben gelernt. Die persönlichen Verbindungen zu meiner Heimatstadt sind weiterhin eng, meine Geschwister leben dort. Seit 1980 bin ich verheiratet. Meine Frau ist als Amtsärztin berufstätig. Wir haben fünf inzwischen erwachsene Töchter, die erfolgreich ihre Schul- und Hochschulausbildung (bis auf die jüngste, die noch studiert) abgeschlossen haben. Die (Schwieger-) Söhne kommen nun hinzu, im Januar wurde unser erstes Enkelkind geboren (‚natürlich‘ ein Mädchen).

Ich habe nach dem Abitur am Humanistischen Gymnasium in Viersen 1972 und der Ableistung des Grundwehrdienstes an der Universität in Bonn studiert und neben den Staatsprüfungen für das Lehramt am Gymnasium auch zwei akademische Grade erworben. Bis heute interessieren mich philosophische, soziologische und historische Themen, auch in der deutschen Literatur halte ich mich auf dem Laufenden. Wenn es eben geht, schreibe ich jedes Jahr einen Beitrag zu einem historischen Thema, in der Regel im Heimatbuch des Kreises Viersen.
Nach Studium und Referendariat wurde ich 1980 Lehrer für Deutsch, Geschichte und Sozialwissenschaft in Gymnasium in Königswinter und am Erzbischöflichen Gymnasium in Brühl. Von dort wechselte ich nach 5 Jahren in die Schulabteilung des Kölner Generalvikariates und war 16 Jahre lang als Schulrat mit verantwortlich für die Leitung und Gestaltung der 52 Katholischen Privatschulen im Erzbistum Köln. Eine spannende und interessante Aufgabe der äußeren und inneren Schulangelegenheiten, in der ich viel gestalten und mit zwei Neugründungen von Schulen auch pädagogisches Neuland betreten konnte.

1993 bin ich mit meiner Familie von Bonn nach Willich gezogen, damit wir uns mehr um die erkrankten Eltern und Schwiegereltern in Nettetal kümmern konnten. Dieser Wechsel war der Anlass, dass ich – mit einigen Zufällen – von 1994 an auch in der Kommunalpolitik tätig werden konnte. Ich habe zahlreiche Funktionen übernommen, u.a. war ich 20 Jahre lang stellvertretender Vorsitzender der CDU-Fraktion im Willicher Stadtrat, Mitglied des Kreistages, langjähriger Willicher CDU-Vorsitzender und stellvertretender CDU-Kreisvorsitzender. Ein schöne, aber auch anstrengende Zeit, in der ich Vieles über Politik gelernt habe, Verbindungen und Kenntnisse, die mir auch mein aktuelles Amt in Viersen erheblich erleichtern. Für mein politisches Handeln dient mir die christliche Soziallehre als Kompass – mit kurzen Regeln für den Entscheidungsfall: 1) Personalität: Jeder Mensch ist wichtig. 2) Solidarität: Jedem Menschen wird geholfen. 3) Subsidiarität: Jeder Mensch tut, was er kann. 4) Sozialität: Gemeinwohl vor Eigenwohl.
2002 wählte mich der Rat der Stadt Viersen zum Beigeordneten für Kinder, Jugend, Familie, Soziales, Gesundheit, Wohnen, Schule, Sport und Kultur, 2010 wurde ich wieder gewählt. Vertretungsweise habe ich jeweils auch für längere Zeit die Leitung des Technischen Dezernates und der Kämmerei ausgeübt. Seit dem vorigen Jahr bin ich Erster Beigeordneter und somit ständiger Vertreter des Bürgermeisters in der Stadtverwaltung.

Was reizt Sie an der Aufgabe, Bürgermeister/in von Viersen zu werden und was hat für sie absolute Priorität, wenn Sie es werden?

Der Bürgermeister hat eine Doppelfunktion: er ist Chef der Verwaltung und hat die rd. 1.100 Mitarbeiter/innen der Stadtverwaltung zu führen, zugleich ist er oberster Vertreter und Repräsentant der Stadt nach innen und außen. Ich habe in den vergangenen Jahren beide Funktionen im Rahmen der Vertretung meines Dezernates kennen lernen können. Ich fühle mich aufgrund meiner langjährigen Erfahrung gut auf die neuen Herausforderungen vorbereitet. Es würde mich freuen, wenn ich nach der ‚Teilverantwortung‘ nun auch die ‚Gesamtverantwortung‘ wahrnehmen könnte. Als Bürgermeister wäre es mir wichtig, langfristig wichtige und wirksame Entscheidungen und Beiträge zu liefern und die für deren Umsetzung notwendigen Voraussetzungen zu schaffen. Dazu zählen neben der Weiterentwicklung der sozialen Qualität unserer Stadt vor allem die Sicherung von Arbeitsplätzen und die Zukunft von Gewerbe und Einzelhandel.

Was genau verbindet Sie mit Viersen?

Ich habe Viersen zunächst als Schüler kennengelernt – und nie gedacht, dass mich mein Lebensweg hierher zurückführen würde. Nachdem ich 1993 in den Kreis Viersen zurückzog, rückte die Stadt wieder mehr in meinen Focus, zunächst und vor allem in kreispolitischem Kontext. Seit 2002 habe ich zahlreiche Institutionen und Menschen in Viersen kennen und schätzen gelernt. Ich bin in Viersen vielfältig vernetzt und bekannt. Viersen strahlt jene besondere Form der Urbanität aus, die eine Kreisstadtauszeichnen sollte: mit urbanem Anspruch, zugleich eine Stadt im Grünen. Hier kann man wohnen, leben und arbeiten. Meine Frau und ich können uns sehr gut vorstellen, die dritte Lebensphase (in geeigneter häuslicher Umgebung für uns und die Kinder und Kindeskinder) in Viersen zu verbringen. Zumal unsere älteste Tochter (mit Mann und Kind) im nächsten Jahr nach Viersen ziehen wird.

Was macht Viersen für Sie besonders? Welche Potentiale sehen Sie?

Ich bin der festen Überzeugung, dass Viersen im vergangenen Jahrzehnt sich in vielen Bereichen sehr gut aufgestellt hat. Viersen hat bis heute mit dem Erbe des postindustriellen Zeitalters zu kämpfen: vor allem die hohe Langzeitarbeitslosigkeit für ungelernte Arbeitskräfte einschließlich der daraus resultierenden Folgen stellt soziale Auffälligkeit dar. Im vergangenen Jahrzehnt haben Rat und Verwaltung die richtigen Zukunftsentscheidungen getroffen, die in den nächsten Jahren weiter zu entwickeln sein werden: Ausbau der Stärken (als Gesundheits-, Verwaltungs- und Kulturstandort), Entwicklung der Innenstädte, Entwicklung des Wohnstandortes, Ausbau der Infrastruktur, Entwicklung von Handel und Gewerbe. Viersen hat als lebendiges Mittelzentrum und Kreisstadt eine positive Entwicklung realisiert, der Zuzug in die Stadt hält an. Die Fortsetzung dieser Entwicklung wird man sich allerdings weiterhin erarbeiten müssen.

Welche Vorteile sehen darin, dass Sie Kandidat einer Partei sind?

In der Demokratie braucht man Mehrheiten: Solidarität und Unterstützung von politisch Gleichgesinnten, um Konzepte und Beschlussvorlagen zu erarbeiten und Mehrheiten im Rat und seinen Gremien zu gewinnen. Ich bin überzeugter Christdemokrat mit beträchtlicher politischer Erfahrung, in der Viersener Parteienlandschaft gut vernetzt. Ich bekenne mich zu dieser Mitgliedschaft, die auch meine politische Heimat zum Ausdruck bringt.

Überschuldung ist auch bei den Kommunen in aller Munde und sparen ist gefragt. Wo setzen Sie den Rotstift an und was ist unantastbar?

Viersen fährt seit der Mitte der 90er Jahre Sparhaushalte. Der Haushalt der Stadt leidet darunter, dass in den vergangenen Jahrzehnten zahlreiche große Arbeitgeber ihre Betriebe geschlossen haben und eine schwierige soziale Situation übrig geblieben ist. Ich habe für mein Dezernat stets die ‚Losung‘ ausgegeben, dass man ein ‚sowohl-als auch‘, nicht ein ‚entweder-oder‘ als Leitidee heranzieht. Schwerpunkte des ‚engeren Gürtels‘ waren viele (freiwillige) Standards, aber auch der Personalhaushalt. Andere stark steigende Belastungen sind uns von Gesetzes wegen auferlegt: Asylbewerber, Jugendhilfe, Kindergärten usw. gem. Haushaltssicherungskonzept müssen wir den Haushaltsausgleich bis 2022 erreichen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass die Stadt dies erreichen wird. ‚Rotstifte‘ im Sinne massiver Einschnitte und Kürzungen halte ich nicht für notwendig, wohl aber den Verzicht auf alles, was über das Notwendige hinaus zusätzlich wünschenswert wäre, aber nicht bezahlbar ist. Manches ist auch ein bürgerschaftliches Problem: z.B. die Sauberkeit in der Stadt.

Wo und wie fühlen Sie sich den Bürgern am nächsten?

Ich bin gerne zu einem ‚Klön‘ unter Menschen. Ich fühle mich am wohlsten, wenn ich zwischen ernsten und lockeren Gesprächsthemen frei wechseln kann und keine Boshaftigkeiten und kein (oft anonymes) Nachtreten zu befürchten ist. Ich bin von klein auf ein Vereinsmensch: dort fühle ich mich wohl.

Was gefällt Ihnen zurzeit gar nicht und wie werden Sie es ändern?

Richtig schwerwiegende Defizite und Ärgernisse sehe ich nicht. Ich wünschte mir, dass man in Viersen besser über die Stärken und Schönheiten der Stadt spricht, und darüber, dass sie auf einem guten Weg ist. Dazu trage ich gerne bei.

(mw)

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