Lesung mit Jutta Jansen

Jutta Jansen liest aus ihrem Buch


Oh du fröhliche Zweisamkeit
Wahre Kurzgeschichten aus einem normalen Leben

Ein jung gebliebenes Ehepaar versucht hin und wieder auf unterschiedliche Weise dem Alltag zu entfliehen.Kleine Ausflüge in ihrer Heimat am Niederrhein und der näheren oder weiteren Umgebung werden von Missgeschicken begleitet. Ebenso Konzert- oder Theaterbesuche bleiben nicht ohne Zwischenfälle.Nur eine optimistische Lebenseinstellung, gepaart mit dem nötigen Humor lassen sie diese Widrigkeiten bestehen.

   
 

Leseprobe

Fahrt in den Ardennenwald

Die Sonne hatte schon ihre Kraft verloren und rotgold blinzelte sie noch durch die Zweige in der bewaldeten Gegend. Ein herrlicher Sonntag neigte sich dem Ende entgegen. Unser Auto trug uns bergauf und bergab über die Hügel der Ardennen von Belgien der deutschen Grenze entgegen. Endlos erschien uns die kurvige Landstraße in einer menschenleeren Umgebung. Der Gedanke an einen abschließenden gemütlichen Abend zu Hause wurde immer stärker. 
So kam mir die Idee, auf der Landkarte die bestmögliche Strecke herauszufinden, die uns am schnellsten in die Heimat bringt. Schon fungierte ich als Co-Pilot und dirigierte meinen treuen Fahrer auf noch einsamere und schmalere Straßen bis plötzlich der Asphalt in einen Schotterweg überging. Eine hochgestellte rot-weiße Schranke machte uns etwas stutzig. Auf der Karte war zu erkennen dass dieser Weg eine erhebliche Abkürzung bedeutete. Beruhigend sahen wir hinter der nächsten Biegung etliche Waldarbeiter emsig bei ihrer Tätigkeit. 
„Wenn die hier mit ihren Jeeps hereingekommen sind, dann kommen wir auch wieder heraus.“ brummelte mein Mann. Holperig ging die Fahrt weiter und weiter. Plötzlich schoss mir durch den Kopf: „Wann machen die Arbeiter hier in Belgien eigentlich Feierabend?“ „Ach, du liebe Güte! Das weiß ich auch nicht“, bemerkte mein Mann erschrocken. 
Jetzt wurden wir beide doch etwas nervös. Was ist, wenn am Ende des Weges eine geschlossene Schranke uns ausbremst? Es gab noch nicht einmal eine Wendemöglichkeit, da rechts und links vom Weg sich jeweils ein tiefer Graben entlang zog. Jetzt schlugen unsere Gedanken Purzelbäume. Den gesamten Weg im Rückwärtsgang würde dann auch nichts bringen, da sicherlich die Schranke am Eingang auch verschlossen sei. Und würden wir dann die Polizei in Belgien rufen, denn sonst kennen wir dort niemanden, wäre sicher eine gehörige Strafe fällig. Denn das Schild am Beginn des Weges hatte sicher so etwas zu bedeuten. Aber wir haben es nicht verstanden und somit ignoriert. In Belgien gilt wahrscheinlich auch, dass Dummheit nicht vor Strafe schützt. Würden wir vor der geschlossenen Schranke im Auto übernachten, wäre noch lange nicht sicher, dass am nächsten Morgen uns irgendjemand aus der misslichen Lage befreit. Da blieb uns nur noch ein Stoßgebet zum Himmel. Mit klopfendem Herzen in verkrampfter Haltung hoppelten wir mit dem Auto den schmalen Weg weiter Kurve um Kurve. 
Da, endlich, die Schranke – hochgestellt!
Sichtlich erleichtert passierten wir das Schreckensmonster und fuhren eine kleine Anhöhe hinauf auf die asphaltierte Straße, die uns dann nach Hause führte. 

 

aus: http://www.katercom.de/verlag/printable/kategorie1/belletristik/oh-du-froehliche-zweisamkeit.html

 

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