Stolze Notfallhelden

Evakuierungsübung mit Kita-Kindern – „Systeme funktionieren“

Viersen hat viele neue Helden, Notfallhelden. Diese Auszeichnung verlieh Bürgermeisterin Sabine Anemüller den fast 100 Kita-Kindern, die an einer großen Evakuierungsübung teilgenommen haben. Nach dem „Feuer“ in der Kita Robend zogen alle Beteiligten eine positive Bilanz: „Es gibt Systeme für solche Fälle – und diese Systeme funktionieren.“

Die Großübung war Teil des Projektes „Kinder in Notfällen“. Federführend für dieses Projekt ist das Jugendamt der Stadt Viersen. An der Übung waren die Kitas Robend, Steinkreis und Friedrichstraße beteiligt. Hinzu kamen die Feuerwehr Viersen, die Kreispolizei, das Deutsche Rote Kreuz (DRK) und die Notfallseelsorge. Bereits bei der Vorbereitung hatte sich das notfallpädagogische Institut Essen eingebracht. Interessierte Mitstreiterinnen und Mitstreiter kamen aus einem Seminar der Deutschen Psychologen-Akademie. Insgesamt waren bei der Übung rund 280 Menschen, große wie kleine, unterwegs.

Den Startpunkt der Übung setzte ein Anruf aus der Kita Robend bei der Leitstelle der Feuerwehr: Es brennt. Sofort setzten sich ehrenamtliche Wehrleute des Löschzuges Viersen in Bewegung. Nach kurzer Zeit hatten sie das „Feuer“ unter Kontrolle. Eine vermisste Person, gespielt von einer Praktikantin, wurde gerettet und an das Deutsche Rote Kreuz übergeben. Die 25 Kinder in der Kita sammelten sich nach dem Feueralarm hinter dem Gebäude. Von dort ging es auf die benachbarte Wiese, wo das DRK bereits eine Station aufgebaut hatte.

Alle Kinder und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kita wurden gesichtet und erhielten eine Patientenanhängekarte. Die trugen die Kinder wie einen Orden, als es zur nahegelegenen Kita Steinkreis weiter ging. Dort, so sah es der Übungsplan vor, sollten sie während der Zeit betreut werden, in der ihre Kita wegen des Feuerwehreinsatzes nicht zur Verfügung stand.

Am Steinkreis ging die Übung schließlich in eine Art Kinderfest über: Der Spielbus des Jugendamtes samt Hüpfkissen sorgte für Unterhaltung. Die Feuerwehr zeigte ein Löschfahrzeug, das DRK brachte Suppe mit. Wer wollte, konnte einen kleinen Erste-Hilfe-Kurs besuchen oder die Polizeiwache besuchen.

Die Bilanz, die die Beteiligten nach dem Tag zogen, war überaus positiv. Eine Übung in dieser Größenordnung und mit der Psychologen-Akademie sei „sicherlich einmalig“. Besonders betont wurde in allen Einschätzungen, dass solche Übungen mit Kindern wichtige Erkenntnisse bringen. Üblicherweise sind bei Evakuierungsübungen Erwachsene beteiligt, die ganz anders reagieren als Ein- bis Sechsjährige.

Die Ergebnisse aus der Übung werden in einen Notfallordner einfließen, den das städtische Jugendamt erstellt. Eines der Elemente, das nach diesem Tag Eingang finden wird, ist der Einsatz des Spielbusses. Dieser Ordner soll allen Kitas zur Verfügung gestellt werden. Eine ähnliche Anleitung gibt es bereits für den Schulbereich.

Dr. Sabine Rau, Leiterin des Jugendamtes, sprach von einem „großen Kraftakt“, den diese Übung mitsamt der Vorbereitung bedeutet habe. Es habe sich gezeigt, dass „tolle Akteure mit eingespielten Schnittstellen“ für Notfallsituationen mit Kindern bereit seien. Ihr Fazit: „Wir sind zusammen unterwegs.“ Sie berichtete, dass einer der jungen Teilnehmer an der Übung davon gesprochen habe, es sei gewesen „wie 6000 Dino-Museen an einem Tag, total cool“.

Die Übung habe die Einschätzung des Jugendamtes bestätigt, dass es für die Kinder eine Erleichterung ist, in einer vertrauten Umgebung aufgenommen zu werden. Einen solchen Platz biete eine andere Kita: „Die Kinder finden sich schnell zurecht und fühlen sich wohl.“

Karina Elsayd, stellvertretende Leiterin der Kita Robend, sprach von einem „Mega-Projekt“. Die Kinder seien begeistert gewesen. Michaela Castor, Leiterin der Kita Steinkreis, sagte, die Kinder seien „gut trainiert“. Wichtig für sie sei die Erkenntnis, dass die aus der Kita Robend kommenden Kinder sich sicher gefühlt hätten. Die Steinkreis-Kinder hätten ihre Gäste gut aufgenommen, nach kurzer Zeit wurde gemeinsam gespielt.

Andreas Rekel, Leiter der Polizeiwache Viersen, zeigte sich „positiv überrascht“ vom Verlauf der Übung. Er sei von dem Vorschlag einer solchen Gemeinschaftsaktion von Anfang an begeistert und sehr gespannt gewesen. Die Erfahrung mit den Kindern sei sehr wichtig. Die Erkenntnisse werde er innerhalb der Polizei gerne weitergeben. Rekel lobte die sehr gute Zusammenarbeit.

Axel Geneschen, Abteilungsleiter bei der Feuerwehr Viersen, sagte, die gute Vorbereitung habe sich gelohnt. Die Erzieherinnen hätten „einen guten Job gemacht“, und die Kinder seien „toll“ gewesen. Er bescheinigte der Übung eine hervorragende Vorbereitung, einen guten Ablauf und gute Ergebnisse.

Thorsten Möller vom DRK lobte die Chance einer Übung mit Kita-Kindern. Das sei auch für seine Organisation ein „völlig neues Gebiet“. Für ihn und die teilnehmenden Ehrenamtler gelte: „Wir haben sehr viele Sachen mitgenommen.“

Notfallseelsorger Andreas Bodenbenner erinnerte daran, dass Kinder „viel mehr mitbekommen, als wir denken“. Die Kinder reagierten je nach Altersstufe sehr unterschiedlich. Die Übung habe seinem Team eine Möglichkeit gegeben, ein Gespür für die Besonderheiten in einem solchen Umfeld zu entwickeln. Es habe sich auch gezeigt, dass neben den Beteiligten die Passanten beachtet werden müssen.

Ein Aspekt, den Sabine Rau ebenfalls ansprach. Sie lobte, dass die zuschauenden Kinder aus dem Umfeld spontan in die Übung eingebunden wurden: „Wir haben gesehen, dass es gut ist, den jungen Zuschauern einen Einblick hinter die Kulissen eines Notfalleinsatzes zu ermöglichen. Zugleich haben wir auch hier einen Gesichtspunkt erkannt, auf den wir bei einem echten Notfall achten werden.“

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